Die Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzversagen oder Schlaganfällen nimmt mit dem Alter zu. Häufig liegen mehrere Herzerkrankungen zusammen mit anderen Krankheiten vor. Das macht die Risikoprüfung bei Antragstellern ab 70 Jahren sehr kompliziert.
Das Alter bringt einen vorhersagbaren Anstieg der Wahrscheinlichkeit von ischämischen Herzkrankheiten (IHK) mit sich. Weniger eindeutig ist der Umgang mit stabiler Angina bei älteren Menschen. In der Praxis ist die beste medikamentöse Behandlung genauso wirksam wie die interventionelle Kardiologie, um Myokardinfarkte und Todesfälle zu verhindern.
Teil der Untersuchung auf IHK ist ein Elektrokardiogramm (EKG). Bei sehr alten oder gebrechlichen Menschen ist die Durchführung eines Belastungs-EKGs möglicherweise nur noch eingeschränkt möglich, aber es ist eine wichtige Untersuchung, da die ermittelte Belastung Vorhersagewert hat. Für die Risikobewertung ist es wichtig, die Auswirkung von IHK auf die Herzfunktion und - wenn möglich - die Schwere der Erkrankung zu kennen, die sich an den Ergebnissen einer Angiografie oder CT-Angiografie ablesen lässt.
IHK ist ein Hauptauslöser für Herzversagen bei älteren Menschen. Dilatative Kardiomyopathie, Herzklappenfehler und Diabetes können ebenfalls dazu beitragen. Das Herzversagen ist eine Erscheinungsform von systolischer oder diastolischer Dysfunktion.
Eine anormale Herzfunktion wird anhand der echokardiografisch gemessenen Ejektionsfraktion (EF) ermittelt. Herzversagen mit erhaltener systolischer Funktion (diastolische Dysfunktion) tritt im Alter häufiger auf. Das macht es für Risikoprüfer schwerer, diese anhand eines EF-Werts auszuschließen. Diastolisches Herzversagen ist zwar schwer zu diagnostizieren, aber bestimmte Charakteristika einer Echokardiografie und die Ergebnisse von Blutuntersuchungen wie proBNP können dabei hilfreich sein.
Die elektrische Aktivität des Herzens kann ebenfalls beeinträchtigt werden. Die Alterung geht einher mit der Reduzierung von Schrittmacherzellen, die zu einer Sinusknotendysfunktion führt. Andere Bestandteile des Reizleitungssystems des Herzens können geschädigt sein, was zu verschiedenen Formen von Herzblock führt.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass das EKG eines älteren Menschen einen Rechts- oder Linksschenkelblock zeigt - ein Hinweis auf eine fehlerhafte Impulsübertragung. Beide Formen können auf eine zugrunde liegende Herzerkrankung hindeuten, aber ein Block kann auch bei einem scheinbar strukturell normalen Herzen auftreten. Es kann daher schwierig sein zu entscheiden, wie viel Bedeutung Anomalien wie diesen beizumessen ist. Ein Rechtsschenkelblock gilt jedoch im Allgemeinen als „unschädlicher“.
Vorhofflimmern ist die Herzrhythmusstörung in Verbindung mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzversagen und Herzklappenfehler. Es ist erwiesen, dass Vorhofflimmern linksventrikuläre Dysfunktion verursacht oder verstärkt. Es geht einher mit kognitiver Beeinträchtigung und vaskulärer Demenz, selbst bei Patienten in Antikoagulationsbehandlung. Während Vorhofflimmern herkömmlich als Beeinträchtigung betrachtet wurde, die nur geringfügige Probleme verursacht, weiß man heute, dass es zu kardialer und zerebrovaskulärer Morbidität sowie erhöhter Sterblichkeit infolge von plötzlichem Herztod, Herzversagen und Schlaganfall beiträgt.
Da die Menschen immer länger leben und arbeiten, werden Risikoprüfer immer mehr Anträge für Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen von älteren Menschen beurteilen müssen. Zusätzlich müssen Bewertungen für die immer relevanter werdenden Produkte der Pflegeversicherung vorgenommen werden.
Ältere Menschen zeigen häufig mehrere koexistierende Herzerkrankungen und Komorbiditäten. Das bedeutet, dass Risikoprüfer viele verschiedene Erkrankungen kritisch prüfen müssen, um deren kombiniertes Risiko im Hinblick auf Morbidität und Sterblichkeit zu beurteilen.