Das Prostatakarzinom ist mit etwa 60.000 Neuerkrankungen/Jahr die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Die Häufigkeit von Prostatakrebs nimmt vor allem in den frühen Stadien seit Jahren stetig zu. Dies ist auch auf den Einsatz der Methoden zur Früherkennung, wie z. B. das PSA-Screening oder die urologische Vorsorgeuntersuchung zurückzuführen. Bei frühzeitiger Diagnosestellung kann der Krebs heute mit Hilfe innovativer Techniken aber auch zunehmend erfolgreich therapiert werden.
Prostatakrebs verursacht erst im fortgeschrittenen Stadium tatsächlich Beschwerden. Daher kommt der jährlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchung die mit wichtigste prognostische Bedeutung zu. Etwa 15 Prozent aller Prostata-Tumoren können bereits durch die rektal-digitale Tastuntersuchung der Prostata entdeckt werden.
Die genaue Ursache für die Entstehung des Prostatakarzinoms ist bisher nicht geklärt. Es wurden aber bereits bestimmte Risikofaktoren, wie zunehmendes Alter, familiäre Veranlagung und verschiedene Umwelteinflüsse, identifiziert, die das Risiko für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms erhöhen. In einer kürzlich publizierten US-amerikanischen Studie mit mehr als 1.000 Probanden identifizierte man nun einen weiteren Risikofaktor: Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) wiesen hier ein vier- bis fünffach höheres Risiko auf an einem Prostatakarzinom zu erkranken.1 Es wird vermutet, dass die systemische Entzündungsreaktion aufgrund der Darmerkrankung hier als negativer Faktor wirkt.
Neue Therapiemethoden
Es gibt drei neue Methoden, um Prostatakrebs zu behandeln. Eine mögliche Behandlungsmethode ist die sogenannte Cyberknife-Therapie. Dabei handelt es sich um ein radiochirurgisches und roboterassistiertes Verfahren, bei dem mit Photonenstrahlen der Zellkern und damit die DNA der Tumorzellen beschädigt wird. Dieses wiederum hat zur Folge, dass Zellen sich nicht mehr vermehren können. Die bösartigen Tumore zerfallen ohne dabei das umliegende gesunde Gewebe, wie Harnblase, den Enddarm oder die Nervenbahnen zu beeinträchtigen. Damit das Cyberknife-System die Position der Prostata erkennt und die abgegebene Strahlung möglichst präzise und sicher auch das umschriebene Areal an Prostatagewebe erreicht, werden vor der eigentlichen Behandlung kleine Goldmarker am Zielorgan positioniert. Das Verfahren wird derzeit nur bei relativ kleinen und histologisch wenig aggressiven Tumoren mit einem Gleason-Score von maximal 6-7 eingesetzt.
Eine weitere neue Behandlungsoption ist die sogenannte High Intensity Focused Ultrasound (HIFU) Therapie. Bei diesem ultraschallbasierten Verfahren werden energiereiche, punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor definierten Gewebebereich erzeugt. Die Ultraschallsonde wird dabei transrektal eingeführt und der Tumorherd unter genauer Bildgebung vernichtet. Dabei kann die Prostata, vor allem aber ihre Funktionalität erhalten bleiben. Bedingung für diese Technik ist ebenfalls ein kleines, wenig aggressives Prostatakarzinom in einem frühen Stadium.
Bei manchen Krebsstadien ist die Entfernung der gesamte Prostata das prognostisch günstigere Behandlungsverfahren. Bei der radikalen Prostatektomie werden Prostata und Samenblasen vollständig entfernt. Die Operation wird inzwischen zunehmend auch über patientenschonendere, minimal-invasive Operationsverfahren durchgeführt, die im Gegensatz zu offenen Operationsverfahren für geringere Blutverluste und weniger Schmerzen beim Patienten sorgen. Ausschlaggebend sind hier auch die besseren postoperativen Ergebnis bezüglich der Lebensqualität mit Erhaltung der Kontinenz und Potenz.
Unter den minimal invasiven Verfahren hat sich vor allem die patientenschonende Da Vinci-Methode in den letzten Jahren etabliert. Hierbei bedient der operierende Arzt Instrumentenarme eines Roboter, der die Handbewegungen des Operateurs exakt übernimmt. Durch das sehr übersichtliche und präzise Verfahren kann die gewünschte Erhaltung von Nervenbahnen erreicht werden. Der Tumordurchmesser sollte jedoch nicht mehr als einen Zentimeter betragen.
Fazit für den Versicherer
Die Inzidenz des Prostatakarzinoms wird aufgrund des demographischen Wandels und des Einsatzes von Screeningsmethoden voraussichtlich weiter zunehmen. Moderne Therapieverfahren stehen für frühe Krebsstadien schon jetzt zur Verfügung. Die frühzeitige Erkennung und die Entwicklung neuer modernerer Technologien, bringt damit bessere Therapiemöglichkeiten bis hin zur Heilung mit sich.
Der Einsatz innovativer Verfahren, auch in Kombination, ist zukünftig auch für weiter fortgeschrittene Tumorstadien denkbar. Damit sind zukünftig auch hier günstigere Krankheitsverläufe zu erwarten.
Endnote
- Jacob A. Burns, Adam B. Weiner, William J. Catalona, Eric V. Li, Edward M. Schaeffer, Stephen B. Hanauer, Scott Strong, James Burns, Maha H.A. Hussain, Shilajit D. Kundu. Inflammatory Bowel Disease and the Risk of Prostate Cancer. European Urology, 2018; DOI: 10.1016/j.eururo.2018.11.039.